In Südamerika

Unser Reiseblog

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Immer noch Niedergeschlagen

Ich sträube mich, es Glück zu nennen, auch wenn ich weis, dass es genau das ist. Gestern Abend hat jemand unsere Pässe und anderen Dokumente auf der Straße umher wehend gefunden und mich kontaktiert. Wir haben also unsere Reisepässe wieder und müssen nicht nach Buenos Aires um neue zu bekommen. Trotzdem sind Nicola und ich niedergeschlagen und verärgert. Wir blasen beide hauptsächlich Trübsal und mit jedem Moment ist mir dieses Land mehr zu wieder, obwohl ich genau weis, dass niemand außer der Diebe direkt etwas dafür kann. Wir werden jetzt wohl erst einmal unsere Route weiter verfolgen und nach und nach unseren Bauch entscheiden lassen, was wir tun werden.

Nicht geklaut wurden uns die Festplatte mit den Fotos von bisher und mein Computer. Ansonsten sind aber Dinge mit emotionalem als auch materiellem Wert weg gekommen. Abgesehen von sowohl meinem, als auch Nicolas komplettem Kameraequipment vermissen wir beide unsere Lederjacken, ich mein dickes Fleece und meine Regenjacke, Nicola ihr Tablet, ihre Schwimmsachen, ihr Handtuch (ein Geschenk von Thomas), ihren Impfpass, zwei Kleider und ihre Regenjacke und einige andere Kleinigkeiten.

Ein herber Schlag

Heute wird unsere gesamte Reise in frage gestellt. Als wir am Mittag kurz auf einem Parkplatz vor einem Einkaufszentrum gehalten haben, um frisches Trinkwasser zu kaufen, wurde unser Auto auf gebrochen. Es wurden beide Kamerarucksäcke, unser Koffer mit warmer Kleidung und Regensachen und all unsere Dokumente gestohlen. Es war keine Unvorsichtichkeit sondern ein Glücksgriff der Diebe. Wir hatten alle Wertgegenstände seit zwei Tagen nicht draußen sichtbar und sie waren gut verstaut. Unsere Dokumente waren auf die drei gestohlenen Taschen/Koffer verteilt sowie auch die Kopien. Wir müssen deshalb jetzt zurück nach Buenos Aires fahren und dort in der Deutschen Botschaft neue Dokumente bekommen, es könnte aber sein, dass wir damit keine anderen Landesgrenzen überqueren können. Wir haben als Lichtblick noch die Fotos der bisherigen Reise, ansonsten sind wir aber gerade völlig am Boden, denn es ist auch schlicht des Geldes wegen nicht möglich für Nicola oder mich auch nur einen Bruchteil des Equipments zu ersetzen. Vielleicht war es naiv so teure Kameras mit auf die Reise zu nehmen, aber das Fotografieren war einfach auch ein Teil des Spaßes und schließlich sind sie auch genau dafür da, besondere Eindrücke festzuhalten.

Wir haben gerade dauernd nur katastrophales internet und keine Möglichkeit groß etwas hoch zu laden. Wir sind schon seit etwa einer Woche aus an Buenos Aires vorbei und derzeit in Puerto Madryn. Wir melden uns dann wieder wenn wir wissen wie es weiter geht.

Euch allen ein frohes neues Jahr. Vier Stunden nach Deutschland haben auch wir’s geschafft und sind gut ins neue Jahr gekommen. Den Abend haben wir mit Pizza und Routenplanung verbracht und um null Uhr dann mal auf die Rooftop-Party unseres Hostels geschaut. Erwartungsvoll haben wir in den Himmel geschaut. Nichts. Nach fünf Minuten dann ein paar Knaller, das wars. Happy New Year. 🙂

Unsere 48 Stunden in Uruguay

Wir haben uns spontan entschlossen unsere Reiseroute etwas südlicher zu legen und, statt direkt von Brasilien nach Argentinien zu fahren, noch einen Zwischenstopp in Uruguay einzulegen. Mitunter auch weil wir einfach mal in Uruguay gewesen sein wollten. Ziemlich nahe der argentinischen Grenze gibt es nämlich viele Thermalquellen rund um die Stadt Salto und bei über 30°C gibt es nichts besseres, als den ganzen Tag im Wasser zu verbringen.

Die Fahrt durch Uruguay war landschaftlich sehr schön – viel Gras, viele Hügel, viele Rinder – allerdings auf Dauer auch etwas eintönig. Uns sind gefühlt 10 Autos in den gesamten 4 Stunden entgegengekommen und die Anzahl der Dörfer war ähnlich niedrig. Bis Salto haben wir jedenfalls keine Tankstelle mehr gesehen und waren froh über unseren vollen Benzinkanister auf dem Dach.

Wir haben dann die Disneyland-ähnlich ausgebauten Quellen von Daymán hinter uns gelassen und stattdessen den ruhigeren Thermalbädern von San Nicanor einen Besuch abgestattet. Leider waren sie am dortigen Weihnachtsfest (25. Dezember) geschlossen, weshalb wir die Nacht noch auf einem Feldweg außerhalb des Geländes verbrachten. Wir standen zufälligerweise in der Nähe einer kleinen Kirche und kamen dadurch sogar noch zu altbekannten Weihnachtsliedern spät am Abend.

Der nächste Tag begann leider so heiß und sonnig wie der vorherige geendet hatte, weshalb wir relativ zügig die Nähe des Wassers suchten. Dort ließ es sich mitten im Nirgendwo dann auch super aushalten, denn es gab nicht nur ein Becken mit warmem Wasser, sondern auch noch ein zweites kühleres. Um uns herum zwitscherten unglaublich viele Vögel, darunter haufenweise grüne Papageien, die ihre Nester oben in den Bäumen ausbesserten. Im Bereich der Rezeption saßen einige Pfauen, die lautstark auf sich aufmerksam machten und ein neugieriger Fuchs ist immer wieder über das Gelände gelaufen.

Alles war sehr sauber und ordentlich gemacht und zum Glück waren wir auch noch fast alleine dort. Wir konnten auch noch nachts in den Pool, was mit angenehmeren Temperaturen und einem klaren Sternenhimmel wirklich schön war. Nur hat mich leider das Wasser im heißen Pool spontan ziemlich ausgeknockt und ich bin kurz darauf todmüde ist Bett gefallen.

Aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt und wir konnten trotz der hohen Temperaturen dort ein bisschen entspannen.

Am Rande des Abgrunds

Von Curitiba aus sind wir an der Küste entlang ein ganzes Stück in den Süden gefahren zum Nationalpark Aparados da Serra. Dort hat die Natur eine besonders beeindruckende Landschaft geformt, denn man kann hier die tiefste Schlucht Brasiliens bestaunen. Als wir kurz vor Weihnachten dort ankamen, sahen wir leider nichts, oder zumindest nicht viel. Die 20 Meter vor, hinter und neben uns sahen toll aus: sehr grün, angenehm kühl und viel unberührte Natur, aber alles weiter entfernte blieb verborgen in sehr dichtem Nebel. Also stellten wir uns die schöne Landschaft einfach vor, während sich unser Auto die holprige Straße entlang kämpfte.

Am nächsten Tag sah es dann zum Glück anders aus. Die Sonne strahlte uns hell entgegen und das obwohl die Wettervorhersage regelmäßige Schauer prognostiziert hatte. Also machten wir relativ früh uns auf den Weg zum Eingang des Parks. Von dort führten zwei kleine Wanderwege an den Rand der Schlucht, die, soweit wir es verstanden haben, etwa 720m senkrecht nach unten geht. Für uns war es auf jeden Fall extrem beeindruckend und wir konnten sehr nah an den Rand gehen. Aber keine Sorge, alles war gut mit Zäunen und dicken Drahtseilen gesichert. Die wirklichen Ausmaße lassen sich leider schlecht mit Fotos einfangen, aber vielleicht erkennt ihr trotzdem, wie breit und tief es dort nach unten ging.

Für uns war der Nationalpark das letzte Ziel in Brasilien und wir sind zwei Tage später über die Grenze nach Uruguay gefahren. Beim Schreiben des Beitrags hatte ich kurz überlegt, ob der Titel nicht zu reißerisch ist. Aber er passt eben doch zu gut. 🙂

Es geht weiter

Nach drei Wochen bei Fabio, Jaciara und deren beiden Kindern konnten wir heute endlich wieder starten.

Unser Radlager war leider weder in Brasilien aufzutreiben, noch konnten andere hilfsbereite Reisende, die wir via Facebook erreichten, das benötigte Teil in Buenos Aires oder Paraguay finden. Letztenendes haben wir es bei einem Händler in den USA bestellt – das Päckchen startete überraschenderweise aber in den Vereinigten arabischen Emiraten. Geplante Ankunft in 7-15 Tagen, plus eventuelle Verzögerungen durch den Zoll.

Naja, wir wollten die gezwungene Zeit dort wenigstens nutzen und haben ein paar Dinge für das Auto gemacht, ich habe mir eine neue Sonnenbrille gekauft, wir waren im Botanischen Garten und dann haben zur Freude von Jaciara und Fabio größere Mengen Plätzchen gebacken. Das Einkaufen der Zutaten hat sich als extrem schwierig herausgestellt. Puderzucker suchten wir vergeblich, Mandelsplitter gab es in den drei riesigen Supermärkten nur eine einzige Packung und auch Vanillezucker, Kuvertüre und Ausstecher mussten wir sehr sehr lange suchen. Letzendlich haben wir versucht mit Messbecher und Kofferwaage die Gewichtsangaben einzuhalten und mangels eines Nudelholzes mit unserer Flasche den Teig ausgerollt. Und trotz all der Schwierigkeiten haben wir bei über 30°C sechs verschiedene Sorten super leckerer Plätzchen gebacken.

In Brasilien ist Gastfreundschaft enorm wichtig und auch Fabio und Jaciara waren sehr darauf bedacht, dass wir uns wohl fühlen und haben mehr als einmal via Google-Übersetzer erklärt, dass wir uns wie zu Hause fühlen sollen und alles tun dürfen worauf wir Lust haben. Sie haben uns und die anderen Gäste auch spontan mitgenommen, als sie bei Freunden abends eingeladen waren und wir waren dort genau so herzlich willkommen. So konnten wir in unserer Zeit in Curitiba vieles von brasilianischen Familienleben kennenlernen, was wir sonst vermutlich nicht mitbekommen hätten.

Wir haben unsererseits versucht ihnen mit den Plätzchen und selbstgemachten Käsespätzle („Käschäschäschpätschlä“) etwas aus Deutschland zu zeigen.

Wir waren auch ab und zu auswärts essen und haben viele kuriose Dinge gesehen. Bei einem All-you-can-eat-Restaurant stand vor dem Eingang ein Tisch mit einer großen Menge Liköre und Schnäpse, die alle in Preis inbegriffen waren. So gönnte man sich während des Wartens auf einen freien Tisch schon das ein oder andere Gläschen und ging entsprechend erheitert Essen und in einem anderen Restaurant kam das Bier in 3,5-Liter-Säulen zum selbst zapfen auf den Tisch.

Vor ein paar Tagen waren wir dann zusammen beim „Casa do Papai Noel“, dem Haus des Weihnachtsmanns. Das ist im weitesten Sinne ein Weihnachtsmarkt, allerdings eher ein Weihnachts-Event-Park, auf dem man wohl mit einem Selfie zeigen muss, dass man ebenfalls dort war. Tausende LED-Lämpchen beleuchteten nicht nur das Haus von Papai Noel, das wir uns vermutlich anders vorgestellt hätten, sondern der komplette Park leuchtete in allen bunten Farben. Glühwein und gebrannte Mandeln suchte man vergeblich, dafür konnte im T-Shirt Popcorn und Zuckerwatte futtern, während die in den Bäumen hängenden „Schneemaschinen“ weißes Pulver über der Menschenmenge verteilten. Der Weihnachtsmann kam hier nicht mehr altmodisch mit Schlitten und Rentieren, sondern saß entspannt im Kleinflugzeug und auf der Bühne wurde eine etwas andere Weihnachtsgeschichte gespielt. Insgesamt war es eine interessante aber sehr schräge Erfahrung.

Nach einer 9-tägigen Reise erreichte unser Päckchen dann endlich Curitiba, Fabio baute still und leise unser Auto wieder zusammen und meinte dann entspannt zu uns : „Terminado“ – Fertig.

Zum Abschied haben wir ihnen zwei volle Dosen Plätzchen und die Rezepte für Käsespätzle und Vanillekipferl überreicht und versprochen, dass wir uns bei ihrer Europareise in zwei Jahren wieder sehen werden.

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