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Wie Nicas Sonnenbrille verloren ging

Wir sind seit jetzt drei Tagen in Rio de Janeiro. Die ersten zweieinhalb hat es geregnet. Und war grau. Und nass. Und der Wetterbericht hat für die nächste Woche auch nur grau nass vorhergesagt. Wider Erwarten war es heute dann doch sonnig mit blauem Himmel und da wir bis jetzt noch nicht richtig baden waren dachten wir jetzt wäre es doch mal an der Zeit.

Ich bin schon seit wir in Brasilien sind super angespannt, weil wir Unmengen an Horrorgeschichten aus dem ganzen Land und gerade aus Rio gehört haben, was die Sicherheit angeht und ich drehe mich auf der Straße andauernd um und wir achten auf unsere Sachen. Wir haben keine Geldbeutel mehr dabei sondern nur noch etwas Bargeld und den Ausweis in der Tasche, wir vermeiden die Kamerarucksäcke mit zu nehmen und tragen die Kameras nicht offen. Nica trägt keinen Schmuck. Alles in allem: Wir sind vorsichtig.

Wir waren am Stand von Ipanema, die Wellen sind echt hoch, aber wirklich toll, der Blick ist grandios und der Sand weich und warm. Wir hatten beide unsere Sachen gut im Auge und haben die Wertsachen in einer kleinen Plastiktüte vergraben. So machen das wohl die einheimischen haben wir uns als Tipp geben lassen. Was der Tipp nicht beinhaltet hat: Nimm gar keine Tasche mit. Nicht länger als 30 Sekunden während wir uns abgeduscht haben und ich drehe mich um, nachdem ich mich gewundert hatte, dass Salzwasser aus der Dusche am Strand kommt und die Tasche war weg. Mit meinem Handtuch das drüber lag. Ich hab den Typ noch gesehen, der mit einem schwarzen Müllsack weggegangen ist und ich hatte ihn auch vorher schon gesehen, weil mir sein T-Shirt aufgefallen war. Ich war nur nicht geistesgegenwärtig genug, ihm hinterher zu rennen. Und es war so sinnlos. Da Nica ihre Brillen nicht als Wertsachen versteht, war in der Tasche ihre normale Brille und ihre Sonnenbrille mit Sehstärke und dummerweise einer der Autoschlüssel und ansonsten nur unsere Klamotten. Geld, Nicas Handy und die Ausweise waren ja brav vergraben.

Also… Polizei, die haben hier eine extra Touristenpolizei, und Anzeige aufgeben. Uns wie Idioten fühlen und neue Klamotten kaufen, immerhin hatten wir noch meine Hose und unsere Schuhe… Nica wollte dann noch etwas am Strand und in den umliegenden Straßen entlang gehen, falls der Dieb die Tasche weg geworfen hat, weil ja nichts von Wert für ihn drin ist, doof nur, dass sie ohne Brille eine orange Schaufel in fünf Meter Entfernung nicht von unserer Tasche unterscheiden kann. Naja, die Farbe hat gestimmt.

Es war echt extrem unangenehm, halbnackt und in meinem Fall auch halb blind durch die Fußgängerzone zu laufen. Durch die neuen Klamotten wurde das deutlich besser und hat mich dazu motiviert, hartnäckig weiter zu suchen. Denn Moritz war in diesem Fall der Pessimist und sah unsere Sachen schon definitv verloren, aber so schnell wollte ich nicht aufgeben. – Anmerkung Nicola

Es sind seit dem Taschenverlust etwa drei Stunden ins Land gegangen, nach Polizei und C&A und Suche und wir wollten gerade gehen, da sehe ich also den Typen auf der anderen Straßenseite. Ampel wird rot und die Autos fahren los und da unsere Tasche es dann doch nicht wert ist tot gefahren zu werden,  verlieren wir ihn trotz Rennen zwei Querstraßen weiter aus den Augen. Jetzt ist er uns dann zwei mal entwischt. Das ist dann doppelt frustrierend. In der Hoffnung ihn zu finden gehen wir also noch zwei weitere Straßen auf und ab bis wir uns sicher sind, dass er wirklich weg ist und dann sind wir los zur U-Bahn. Und wer läuft uns da an einer Ecke dann direkt in die Arme? Ja. Typ mit T-Shirt auf dem in oranger Schrift steht „I CAN AND I WILL“. Wie passend ich das schon von der ersten Sekunde an fand. Wir haben ihn deutlich zu verstehen gegeben, dass wir in seinen jetzt randvollen Müllsack mit leeren Flaschen und Dosen schauen wollen und leider Gottes hat er uns freundlich gewähren lassen. Ich hab sogar meinen Arm in den Schmodder gesteckt bis ganz unten (Brrrr) und Nica hat ihm erklärt, was uns gestohlen wurde. Trotzdem keine Tasche. Also hat sich der Typ zehn Real, etwa 2,50€ als Dankeschön verdient, dass er uns so einfach hat nachschauen lassen.

Das war dann so ziemlich der Moment in dem die Wut in echten Frust umgeschlagen ist. Aber etwa drei Minuten später, wir waren schon ein Stück weiter, kam der Typ uns hinterher und meinte mit so etwas Zeichensprache, er habe möglicherweise gesehen wo der Dieb unsere Tasche hin hat… jaja am Arsch, also hatte er sie doch geklaut, aber er hofft auf noch mehr Belohnung. Uns aller Gefahren bewusst sind wir mit ihm mit, nur durch gut besuchte Fußgängerzonen mit vielen Menschen, er immer noch mit seinem riesigen Müllsack, der immer wieder wo er ihn hält einreißt. Und da kommt dann der Moment, in dem wir nochmal echt dumm waren. Weil ihm der Müllsack immer wieder gerissen ist hat er ihn abgestellt und bedeutet, einer von uns soll da bleiben und der andere mitkommen. Die Fußgängerzone war voll und ich hab mir dann nicht so viel Sorgen gemacht um Nica, die seinen doofen Müllsack bewacht hat, aber schlau wars trotzdem nicht. Wir sind dann noch zwei Querstraßen weiter bis fast an die Stelle, an der wir baden waren in einen kleinen Park und da war dann unter einer tiefen Palme… Unsere Tasche. Mit meinem Handtuch, mit dem Autoschlüssel, mit Nicas Brille, mit unseren Klamotten. Unser Dieb hat, als ich alles hatte, dann vorsichtig Abstand gehalten und schon nach einer halben Minute war mir klar, dass Nicas Sonnenbrille fehlt, aber da hatte ich dem Typ schon seine zweite Belohnung gegeben und wir waren auf dem Rückweg. Alles in allem also eine ärgerliches blaues Auge, mit dem wir da davon gekommen sind, aber im Endeffekt echtes Dummenglück. Eigentlich hätte ich ihm zu seiner Belohnung zusätzlich noch eins in die Fresse hauen sollen, obwohl er immer wieder mit Zeichensprache angedeutet hat, dass er es nicht war, sondern es nur gesehen hat… Jaja. Bestimmt. Aber beweisen kann ichs halt nicht.

Uns geht es aber soweit gut und wir passen jetzt nicht nur auf uns auf, wie alle sagen, sondern auch noch besser auf unsere Sachen.

5 Kommentare

  1. Helmut Eßlinger

    24. November 2018 at 10:56

    Liest sich am Anfang wie Emil und die Detektive, am Ende dann etwas gefährlich…

    Helmut

  2. Ähnlich, wie ich es 1970 in Istanbul erlebte. Verlust betrug 100 DM

  3. So was passiert Euch nur einmal und jetzt habt ihr es hinter Euch. Weiterhin viel Spass und frohes Fotografieren.

  4. Hallo Moritz! Hallo Nico!

    Ich bin immer wieder beeindruckt von euren Fotos. * Ihr kommt zügig voran. Zumindest hat man als Mitteleuropäer den Eindruck. Wenn man dann liest, wie lang ihr für die Etappen braucht, werden die riesigen Distanzen klar.

    Alles Gute!
    Harald B.

    * Einen Condor habe ich noch nicht gefunden. Sind wohl Truthahngeier. Auch tolle Aparillos.

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