Dieser Beitrag über die „Cueva de los Manos“, die Höhle der Hände, ist unser letzter Nachtrag. Danach sind wir ziemlich non-stop nach Feuerland gefahren und ab da haben wir ja wieder regelmäßig gepostet.

Die Hände, die dort in den Höhlen zu sehen sind, sind zum Glück keine echten Hände, sondern nur deren Abdrücke. Vor mehreren tausend Jahren haben die Einwohner des Tals damit begonnen, die Handabdrücke des gesamten Stamms von jung bis alt mit Farbe auf den Felswänden festzuhalten.

Die Fahrt zu den Höhlen war ziemlich anstrengend. 30 Kilometer Schotterpiste, die in schlechten Zustand war mit vielen Waschbrett-Stellen an den steilen Steigungen und Kurven. Aber irgendwann hatten wir es auch geschafft und kamen am Besucherzentrum an. Dort haben wir erfahren, dass man aufgrund von Vandalismus nicht mehr auf eigene Faust auf das Gelände darf, sondern nur noch mit einem Guide. Leider waren die beiden nächsten Touren schon komplett ausgebucht und so mussten wir eineinhalb Stunden warten. Es hieß, wir sollen um 15 Uhr wieder am Eingang sein, dann würde die Führung starten. Gesagt getan, wir haben die Zeit im Auto mit Hörbuch hören verbracht und standen um 14:58 Uhr nach deutscher Pünktlichkeit am Eingang. Allerdings alleine. Nach kurzer Verwirrung fanden wir heraus, dass nicht die anderen, sondern tatsächlich wir zu spät waren. Die Guides hatten kurzerhand beschlossen, da ja schon „alle“ da waren, die Tour 15 Minuten früher zu starten. Also wurde uns der Weg gezeigt und wir sind alleine losmarschiert um die Gruppe wieder einzuholen.

Netterweise hat unser Guide dann alles, was wir verpasst hatten, für uns nochmal wiederholt und dann setzten wir die zweisprachige Führung fort. Die Frau erzählte zuerst auf Englisch dann auf Spanisch, dass diese Handabdrücke über einen langen Zeitraum hinweg erstellt wurden. Die ältesten sind etwa 8.000 Jahre alt, die jüngsten immer noch etwa 4.000 Jahre. Doch es ließen sich nicht nur Handabdrücke finden, sondern auch viele Zeichnungen zur Jagd und zum Alltagsleben der Bewohner. Die Farben wurden aus dem Fett der Lamas und verschiedenen Farbpigmenten gewonnen. Die Wissenschaftler mussten lange suchen, bis sie die Ursprungsorte der verschiedenen bunten Gesteine fanden, denn die Höhlenbewohner haben weite Strecken in alle Himmelsrichtungen zurückgelegt, um die vielen Farben erstellen zu können.

Leider haben wir auch gesehen, was die Zeit ohne Zaun und Guide mit den uralten Zeichnungen gemacht hat. Irgendwelche Idioten haben „Autogramme“ in Form von Schrift oder gefälschten Handabdrücken hinterlassen.

Trotzdem sind die gefundenen Wandmalereien zum Großteil unglaublich gut erhalten, da sie unter den Felsüberhängen von Regen und Sonne geschützt wurden. Ein paar Felwände sind allerdings eingebrochen und vermutlich sind so viele der Zeichungen auch verloren gegangen, aber dennoch sind die erhaltenen Malereien ein wichtiger Hinweis auf das Leben der Menschen dort vor vielen Tausend Jahren.

Und dann stellt sich ja immer die große Frage der Interpretation. Ich bin ja der Meinung, dass grade in der modernen Kunst extrem viel überinterpretiert wird. Und auch in diesem Fall lassen die Deutung der Zeichnungen natürlich viel Raum für Spekulation und Fantasie. Was die Höhlenbewohner wirklich gemeint haben wird sich wohl nie sagen lassen, aber hier ein paar Interpretationen der Tourguides:

Auf dem ersten Bild sieht man eine Szene während der Jagd. Die Spalte soll das Tal bedeuten, die Lamas fliehen jeweils die Berghänge zu den Seiten nach ob. Dort warten die Jäger mit ihren Waffen an einem Seil um sie um ihre Beine zu schlingen.

Auf dem zweiten Bild ist der eine Handabdruck anders als die anderen. Er hat einen dicken roten Kreis um das Negativ der Hand. Da das der einzige so gefundende Handabdruck war geht man davon aus, dass dieser dem Anführer gehörte.

Auf dem dritten Bild sieht man eine Szene aus dem Alltag. Rechts eine Trommel und links jemand der dazu tanzt.

Das komische Tier auf dem vierten Bild soll vermutlich ein Fantasiewesen darstellen, vor den sich die Bewohner fürchteten. Dadurch, dass ja schon eins da sei (wenn auch nur gezeichnet), sollten die anderen Ungeheuer davon abgehalten werden näher zu kommen.

Ansonsten kann man auf Bild fümf ziemlich mittig noch eine genetische Mutation erkennen. Der orangene Abdruck auf weißem Untergrund hat nämlich bei genauerem Betrachten einen Finger zu viel.

Es gibt in Argentinien tatsächlich relativ viele solcher „Höhlen der Hände“, aber diese war eine der größten und ältesten. Unser Guide meinte auch, wenn man diese gesehen hat, hat man alle gesehen. Aber es war ein wirklich interessanter und lohnenswerter Ausflug in die „Vergangenheit“; was die Menschen vor so vielen Jahrtausenden gezeichnet haben war spannend zu sehen.