Diesen Titel trägt der Perito Moreno Gletscher nicht umsonst, denn er ist einfach gigantisch und atemberaubend! Anders kann man das gar nicht beschreiben. In der Mitte 170m dick, insgesamt 30km lang und am Ende 50-70m hoch aus dem Wasser herausragend. Eine fast fünf Kilometer lange Abbruchkante, aus der regelmäßig mit lauten Knall große und kleine Eisstücke herausbrechen und kleine Flutwellen im See auslösen. Da er sich täglich um knapp zwei Meter bewegt, muss man darauf nicht lange warten, bis etwas abbricht oder es irgendwo tief im Gletscher knackt. Und es ist wirklich beeindruckend, sogar bei kleinen Eisbrocken knallt es wie ein Kanonenschlag, wenn sie aufs Wasser treffen. Genau genommen erst ein paar Sekunden später, wenn der Schall die Distanz überwunden hat.

Der Gletscher befindet sich im Süden des Nationalparks „Los Glaciares“, dessen nördlichen Teil um El Chaltén wir ein paar Tage später auch noch bewundert haben. Der Name „Los Glaciares“ spricht für sich, denn im als Unesco-Weltnaturerbe eingestuften Park findet man neben drei riesigen Gletschern noch haufenweise weitere große und kleine Gletscher, die sich alle aus dem riesigen sogenannten „südlichen patagonischem Eisfeld“ speisen. Diese gigantische Eisfläche liegt mitten in den Anden auf chilenischem und argentinischem Gebiet und sorgt für eine kuriose Besonderheit: auf einem 60km langem Abschnitt zwischen zwei Berggipfeln gibt es keine festgelegte Grenzlinie zwischen den beiden Ländern. 1998 wurde beschlossen, stattdessen ein Rechteck auf Karten einzuzeichnen und in diesem Bereich auf eine genaue Landesgrenze zu verzichten.

Der Perito-Moreno Gletscher ist auch im vielerlei Hinsicht besonders: Er ist einer der wenigen Gletscher weltweit, die größentechnisch stabil bleiben, er wächst sogar. Und alle zwei bis vier Jahre rückt der Gletscher soweit an die gegenüberliegende Landzunge vor, dass er den größeren Teil des Sees von einem Nebenarm abtrennt, in dem dann der Wasserpegel durch einen Flusszulauf über zehn Meter angehoben wird. Dann bricht das Eis durch den Druck ein und meistens bildet sich eine Eisbrücke, unter der sich die Pegel wieder angleichen. Ein wirklich beeindruckendes Schauspiel, leider war der Gletscher als wir dort waren noch nicht bis an die Landzunge gewachsen.

Aber ist war wirklich ein einmaliges Gefühl, vor dieser riesigen, knackenden Eisfront zu stehen und unmittelbar zu merken, wie sich der Gletscher bewegt. Im T-Shirt übrigens, bei 30°C, und die Landzunge, auf der man bis an den Gletscher vorfahren kann, ist grün und warm. Ein paradoxer Ort, an den ich sehr gerne immer wieder zurückkommen würde.