Etwa 70 Kilometer vor der Grenze von Chile konnte man es sehen. Unser Weg führte über den Paso Roballo, einen minikleinen Grenzübergang mitten im Nirgendwo und wir hatten uns für diesen Grenzübertritt entschieden, weil er landschaftlich so schön und unberührt ist. Der Pass selbst liegt überhaupt nicht hoch und besteht aus zwei kleinen Häuschen mit jeh einem Grenzsoldaten ein paar Hühnern und zwei Hunden. Die Landschaft davor besteht aus vielen ausgetrockneten Seen, auf denen ich lachen rum gerannt bin wie ein kleines Kind und aus schroffem, vom Wasser geformtem Fels. Im Frühling müssen sich Sturzbäche durch die Landschaft fressen und die trockenen Rinnen im Sommer hinterlassen. Aber man konnte eben auch diese Dunstwand klar sehen, wie sie mitten in der Landschaft stand. Zuerst dachten Nicola und ich es sei Staub. Hier ist überall Staub und der Wind ist mit oft 80km/h gerade auf der argentinischen Seite ziemlich stark. Aber so hoch hatten wir den Staub noch nie gesehen. Es sah auch erst wie Nebel aus, aber so staubtrockenen war das schwer vorstellbar. Erst einige hundert Meter bevor wir in den Dunst eintauchten traf es mich. Rauch. Ein Waldbrand.

Von da an waren wir einige Zeit durchaus beunruhigt. Nirgends war Feuer zu sehen, der Rauch wurde nirgends dichter, aber der Geruch war eindeutig. Als wir über den Pass selbst fuhren hatten wir den Rauch hinter uns gelassen, aber die Straße führte wieder etwas nach Süden und irgendwann konnten wir die Berghänge die das Tal umgaben nicht mehr klar erkennen. Etwa dort liegt ein privater Park, der Parque Patagonia, der als privater Park wohl ganz gut Geld und ein wirklich schön gemachtes Museum hat, das sowohl über Landschaft und Kultur Patagoniens, als auch über Naturschutz und Klimawandel schön aufbereitet informiert. Dort haben wir auch erfahren, dass es nahe Cochrane brennt, über 100 Kilometer entfernt von dem Punkt, an dem wir die Rauchwolke das erste mal gesehen hatten.

Als wir dann kurz vor der Stadt waren, haben wir die Waldbrände auch gesehen und die Feuerwehr wie sie mit Löschflugzeugen und Hubschraubern den Brand bekämpft haben und es ist erstaunlich wie viel angenehmer es ist, wenn man dann genau weiß, wo es brennt und man nicht mehr damit rechnen muss, hinter jeder Ecke vor dem Feuer zu stehen.

In Cochrane schien niemand echt beunruhigt zu sein, obwohl als mein Arm aus dem Fenster hing etwas Asche auf meiner Haut gelandet ist. Nur immer wieder mal, man hätte die kleinen weißen Pünktchen in der Luft für Insekten oder Blüten halten können, aber wenn man sie dann weg wischen wollte, hat man die Asche nur zerrieben.

Glücklicherweise wollten wir noch einen Abstecher nach Süden in die ungewöhnliche Stadt Tortel machen und kamen nach Cochrane schnell aus dem Rauch raus. Tortel ist deshalb besonders, weil es in der Stadt keine Autos gibt. Es gibt vorne einen Parkplatz und die restliche Stadt, alle Häuser und Wege, steht auf Holzpfählen und schmiegt sich an den Fjord. Die ganze Landschaft ist dort so eindeutig vom Eis geprägt wie ich es noch nirgends zuvor gesehen habe und obwohl das Wasser Verbindung zum Meer hat schmeckt es nicht arg salzig, weil so viel Wasser aus den Flüssen kommt und es dann noch um viele Ecken fließen muss, bis der Zugang zum offenen Meer kommt. In Tortel selbst gibt es dann nicht viel mehr außer die üblichen Gletscherbesichtigungen und Cabanas, aber die Stadt an sich anzuschauen hat sich gelohnt bevor wir weiter nach Norden wieder vorbei an Cochrane und dem Feuer gefahren sind.